Berliner Beiträge zum Vorderen Orient Band 20

Données archéologiques sur les frontières de l'empire ..... représentait un enrichissement, qui nous poussait à réfléchir de manière plus critique sur des.
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Berliner Beiträge zum Vorderen Orient Band 20

Berliner Beiträge zum Vorderen Orient

Herausgegeben von Dominik Bonatz Eva Cancik-Kirschbaum Jörg Klinger und Hartmut Kühne

Entre les fleuves – I Untersuchungen zur historischen Geographie Obermesopotamiens im 2. Jahrtausend v. Chr.

herausgegeben von Eva Cancik-Kirschbaum und Nele Ziegler

2013

Gedruckt mit Unterstützung der Freien Universität Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

© PeWe-Verlag – Gladbeck 2013 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikrofilm usw. ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Layout und Prepress: PeWe-Verlag, Gladbeck Umschlaggestaltung: PeWe-Verlag, Gladbeck Umschlagabbildung: © ruhrtopimages Unveränderte E-Buch-Ausgabe der Print-Ausgabe (ISBN 978-3-935012-04-1)

Printed in Germany ISBN: 978-3-935012-97-3

Inhalt Prolegomena ..................................................................................... 7 Prolégomènes ................................................................................... 11

Ḫābūr – Zentrum und Durchgangsraum Hartmut Kühne Bausteine zu einer Siedlungsgeschichte des Unteren Ḫābūr: Das 2. Jahrtausend ........................................................................... 17

Jean-Marie Durand La vallée du Habur à l'époque amorrite ......................................... 39 Dominique Charpin Un itinéraire paléo-babylonien le long du Habur .......................... 59 Michaël Guichard Šuduhum, un royaume d'Ida-Maraṣ et ses rois Yatâr-malik, Hammī-kūn et Amud-pā-El ............................................................. 75 Eva Cancik-Kirschbaum Ortsnamenreihungen als Quellen zur historischen Geographie: Der Westen des mittelassyrischen Reiches unter Tukultī-Ninurta I .....................................................................121 Sabina Kulemann-Ossen Zum Siedlungsgeschehen des 2. Jahrtausends v. Chr. am Unteren Ḫābūr .......................................................................... 151

Euphrat und Tigris – Grenzräume Adelheid Otto Historische Geographie im Gebiet des Mittleren Euphrats zwischen Karkemiš und Tuttul zur Mittleren und Späten Bronzezeit ........... 167

Nele Ziegler Die Westgrenze des Reichs Samsī-Addus ...................................... 181 5

Daniela Crasso The Region of the Upper Euphrates: the Hittite Perspective ........ 211 Grégory Chambon Apišal, un royaume du Nord-Ouest .............................................. 233 Aline Tenu Données archéologiques sur les frontières de l’empire médioassyrien ................................................................................ 239 Dominique Charpin & Adelina Millet Albà Yabliya, Âl-kâpim et l'identification de Shishîn ............................. 261

Historische Geographie – Methodologien Lionel Marti Données nouvelles sur le « Pays de Mari » ................................... 277

Hervé Reculeau Über den Beitrag der historischen Geographie zum Verständnis von Sesshaftigkeit am Beispiel des Mittleren Euphrat-Raumes im 2. Jt. v. Chr. ............................................................................... 303 Grégory Chambon Gravitationsmodelle in der historischen Geographie des Alten Orients. Möglichkeiten und Grenzen ihrer Anwendung .............. 323

Zusammenfassungen / Résumés / ‫ ﻣﹸﻮﺟﹶﺰ‬/ Abstracts Zusammenfassungen ..................................................................... 341 Résumés ......................................................................................... 347 ‫ ﻣﹸﻮﺟﹶﺰ‬.................................................................................... 358 Summaries ..................................................................................... 359 Indices 1. Geographische Bezeichnungen allgemeiner Art (Flußtäler, Regionen, Berge und Gebirgszüge) ......................................... 367 2. Hydronyme (modern und antik) ............................................... 367 3. Ortsnamen ................................................................................. 368 4. Edierte, kommentierte oder zitierte Texte und Textstellen ...... 377 5. Wörter ........................................................................................ 385

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Prolegomena Für die Geschichte Obermesopotamiens ist der geographische Raum zwischen Euphrat und Tigris, das Mesopotamien der Griechen, zentral. Versuchen dieses Gebiet nachhaltig unter politische Kontrolle zu bringen, stehen Phasen der Fragmentierung und Zersplitterung, ja Marginalisierung gegenüber. Es fungiert gleichermaßen als Durchgangsraum für Ost-Westund Nord-Südverbindungen wie auch als Barriere zwischen unterschiedlichen Regionalkulturen. Es vereint mächtige städtische Siedlungen und das breite Spektrum nicht- bzw. teilsesshafter Lebensweise. Die Möglichkeit dieser kulturellen, gesellschaftlichen, politischen Vielfalt liegt nicht zuletzt in der Natur des Raumes selbst begründet. Denn er ist in seinem Erscheinungsbild und damit in seinen Bedingungen – mit Steppen und Wüstensteppen, Mittelgebirgen und Piedmont-Zonen, Flusstälern und Hochterassen – durchaus heterogen. Der physisch-geographische Raum negiert als Konstante des historischen Prozesses die Epochengrenzen. Dennoch unterliegt auch er Veränderungen, sei es durch anthropogene Einwirkungen unterschiedlicher Ausprägung, sei es durch natürlichen (klimatischen, geologischen, hydrologischen ecc.) Wandel. Im historischen Befund ist die permanente Auseinandersetzung mit der konkreten Umgebung als entscheidendem Parameter der menschlichen Existenz unmittelbar ablesbar, z.B. anhand der Position von Siedlungen, der Etablierung von Verkehrswegen, der räumlichen Schwerpunktsetzung oder der ökonomischen Nutzung von Ressourcen (Landwirtschaft, Weidewirtschaft, Rohstoffgewinnung, Wasserzugang ect.). Die Geschichte des 2. Jahrtausends v. Chr. bildet diesen Wechsel der Nutzung, der Interessen und Dominanzen in sehr typischer Weise ab. Damit aber stellt sich die Frage, wie dieser Raum und die an ihn gebundenen Strukturen im Laufe der Jahrhunderte überdauert. Welche Kontinuitäten und Diskontinuitäten gibt es in Dargebot und Nutzung? Archäologische und epigraphische Quellen zeigen teilweise jahrhundertelange Beibehaltung von Siedlungsplätzen wie auch kurzlebige Ansiedlungen, wie z.B. Nomaden-Standorte, landwirtschaftliche oder verkehrswirtschaftliche Installationen (Wasserstellen, Karawansereien). Grabungen und Surveys haben viele Standorte untersucht und lassen die konkreten Bedingungen der räumlichen Umgebung bewusst werden. Sie verdeutlichen Distanzen, den Zugang zu Wasser und Ackerland, zu Salz, Holz, Gestein, Bitumen und anderen Ressourcen. Sie geben Einblick in das Netz von Siedlungen, das sich im Laufe des 2. Jahrtausends in diesem Raum immer wieder neu und auffallend ähnlich etabliert hat. Die keilschriftlichen Quellen wiederum erfüllen diese Befunde mit Leben: hier finden sich die Namen der Landschaften, Regionen, Städte und Weiler, der Flussläufe und Kanäle. Sie geben unter anderem Auskunft über die Größe und Zusammensetzung der Bevölkerungsgruppen, die politische Gewichtung, die konkrete Nutzung der räumlichen Ressourcen. Die Geschichte des 2. Jahrtausends v. Chr. dokumentiert dabei diesen Wechsel der Nutzung, der Interessen und Dominanzen in mannigfaltiger Weise. 7

Eine wichtige Grundlage für die Erforschung der Geschichte dieses Raumes bildet die vertiefte Kenntnis jener räumlichen Zusammenhänge, das heißt im weiteren Sinne die historische Geographie Obermesopotamiens. Zwar existieren eine ganze Reihe von Fixpunkten in diesem Koordinaten-Netz, doch können diese nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Unbekannten, der nur vage lokalisierten oder gar nicht zugeordneten Ortsnamen aus den Texten, der namenlosen Tells und Siedlungsplätze sehr viel größer ist. Die Identifikation von Ortslagen und die Zuweisung antiker Ortsnamen zu konkreten archäologischen Ruinenstätten begleiten die Assyriologie seit ihren Anfängen. Der obermesopotamische Raum zwischen Euphrat und Tigris hat hier eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Für die Geschichte des assyrischen Imperiums war die Bildung der Provinzen interessant, für die Geschichte der altbabylonischen Zeit war der Euphratraum als Durchgangs- und Einfallsraum zwischen Anatolien und Südmesopotamien von Bedeutung. Die Jezirah, die ‚Insel’ zwischen den großen Strömen, ist erst durch die verstärkte Grabungsaktivität in Syrien in den Fokus der Forschung gerückt. Die historische Geographie nicht nur des 2. Jahrtausends, sondern aller historischen Epochen der altorientalischen Zeit stellt nach wie vor ein Desiderat der Grundlagenforschung zu Obermesopotamien dar.

Zur Systematik des Bandes Die Verbindung von archäologischer und textbasierter Analyse bildet den Leitgedanken der deutsch-französischen Kooperation zu Fragen der historischen Geographie Obermesopotamiens im 2. Jahrtausend, die 2006 ihre Arbeit aufnahm und deren erste Ergebnisse in diesem Band versammelt sind. Die Untersuchungen fokussieren zunächst auf zwei historische Phasen, in denen eine einigermaßen diversifizierte und umfangreiche Quellenbasis zur Verfügung steht: die altbabylonische Zeit unter den Königen von Mari und die mittelassyrische Zeit unter den Königen von Assur. Die fortschreitende Auswertung der altbabylonischen Mari-Archive und der mittelassyrischen Texte aus Assur und Orten im Westen des Reiches, wie z.B. Dūr-Katlimmu, erweist die Bedeutung des Zwischen-Raumes für die politischen und ökonomischen Strukturen. Sie spiegelt sich nicht zuletzt in Kontinuitäten z.B. in der Toponomastik oder den machtpolitischen Strategien der Raumstrukturierung. In beiden Phasen ist der in Rede stehende Raum charakterisiert durch zentralisierende Kräfte und zugleich durch Phänomene der Fragmentierung. Die Ausgrabungen in Assur am Tigris und Mari am Euphrat haben neben stratigraphischen Befunden, Architektur und Artefakten an beiden Orten Tausende von keilschriftlichen Dokumenten zu Tage gefördert. Die in den letzten Jahrzehnten intensivierte Grabungstätigkeit in der Jezirah und im Ḫābūr-Gebiet hat eine Reihe von bedeutenden Orten erschlossen, die für die Geschichte dieses Raumes neue und teilweise überraschende Erkenntnisse bieten. Die Textcorpora aus altbabylonischer und mittelassyrischer Zeit bieten dabei durchaus unterschiedliche Perspektiven, in denen sich aber gewisse – offenbar eben raumbedingte – Konstanten nachweisen lassen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten diese Quellen ein- und denselben Raum, nämlich Obermesopotamien in der Mittleren und Späten Bronzezeit. 8

Die Diskussion erbrachte eine Reihe von typischen Problemen, welche für die Zusammenführung von Textquellen-Aussagen und archäologischen Befunden (nicht nur) für diesen Raum charakteristisch sind. Darunter folgende: Wie ist die Bedeutung eines Ortes aufgrund schriftlicher Quellen einzuschätzen? Welchen Wert hat die Häufigkeit einer Nennung bzw. das Schweigen der Quellen für die Bedeutung? Wie sind Umbenennung, Namensgleichheiten (toponymie en miroir) nachzuweisen? Sind politisch wichtige Orte notwendigerweise große Ruinen? Warum konnte in Surveys für manche Orte keine Besiedlung nachgewiesen werden, obwohl ihre Existenz in gewissen Phasen durch Nennung in Texten und nachfolgend durch Grabungen bestätigt wird? Wie sind Survey-Ergebnisse aus verschiedenen Phasen der archäologischen Forschung einzuschätzen? Wie sicher sind die Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen lokalen, regionalen und überregionalen Kulturen? Ab welcher Größenordnung ist ein ‚Ort‘ überhaupt in archäologischen Kategorien erfassbar? Und last but not least: wann ist die Identifikation mit einem konkreten physischen Ort wirklich gesichert? Es ist uns bewusst, dass durch die Konzentration auf die beiden genannten Phasen nur ein Teil der verfügbaren Dokumentation, und selbst diese nur in Auswahl genutzt wird. Weder wurden die altassyrischen Zeugnisse herangezogen, noch die Phase der Hana-zeitlichen Herrscher näher erkundet, gleiches gilt für die mittannische Hegemonie oder die hurrischen und mitteleuphratischen Lokalkulturen. Doch der hier gewählte Zugang scheint uns zunächst vor allem angesichts der Quellenlage produktiv. Eine schrittweise Komplementierung durch die (noch) nicht genutzten Informationsgruppen ist notwendig und vorgesehen. Denn natürlich sind die Vorschläge für die Identifikation von Orten, die Situierung von Ortsnamen und die Eingrenzung von Gebieten Arbeitshypothesen, die – soviel versteht sich von selbst – durch neue Funde und Befunde, bzw. veränderte Interpretationen bereits vorhandenen Materials verifiziert, aber auch widerlegt werden. Die in diesem Band zusammengestellten Beiträge sind autonom und setzen sehr unterschiedliche Schwerpunkte, welche die Vielfalt der Quellen, methodischen Ansätze und Fragestellungen illustrieren. Ein räumlicher Schwerpunkt liegt auf dem Ḫābūr-Gebiet und dem Mittleren und Oberen Euphratraum. Neben Textstudien und Untersuchungen zur archäologischen Präsenz stehen Studien zur Landeskunde und methodologische Überlegungen zur historischen Geographie und Siedlungs- und Umweltarchäologie. Die Beiträge sind in drei thematische Felder gruppiert: Die Beiträge des ersten Teils, Ḫābūr – Zentrum und Durchgangsraum, nehmen die komplexe Regional-Geschichte dieses Flusses und seiner Einzugsgebiete in den Blick. Das ḪābūrGebiet ist bemerkenswert gut untersucht und verbindet sehr unterschiedliche Perspektiven wie z.B. Siedlungsgeographie, Archäologie und epigraphische Quellen. Nicht nur aus der Perspektive von Mari ist der Ḫābūr erst in jüngerer Zeit in den Blick getreten; auch für Assyrien spielte dieser Raum in der Forschung eine untergeordnete Rolle und war trotz seiner offensichtlichen Bedeutung für die assyrische Imperial-Politik nicht wirklich einzuschätzen. Im zweiten Teil, Euphrat und Tigris – Grenzräume, sind Untersuchungen zur Funktion, zur Qualität und zum Charakter von Raumstrukturen versammelt, denen periodisch die Funktion 9

von Grenzen zukommt. Es ist klar, dass es sich dabei nicht um eindimensionale, statische ‚Grenzziehung‘ handelte, sondern dass Innen und Außen in einem Übergangsbereich immer wieder neu verhandelt wurde. Dies gilt nicht nur für die permanenten Expansions- und Schrumpfungsprozesse, denen Territorialreiche wie dasjenige Samsi-Addus oder das der mittelassyrischen Zeit unterliegen. Insbesondere die ‚Grenzen‘ dieser Reiche wurden in der Vergangenheit je nach Dokumentationslage und Interpretation der verfügbaren Quellen sehr unterschiedlich situiert. Bei näherer Betrachtung ergeben sich auffällige Unterschiede zwischen vernachlässigten und intensiv strukturierten Grenzräumen in der diachronen Perspektive. Durch die moderne Überformung der Flussgebiete und die damit einhergehenden Rettungsgrabungen ist auch hier eine deutlich angewachsene Forschungsaktivität und damit Kenntnis der antiken Strukturen zu verzeichnen. Demgegenüber auffällig ist die politische Kleinteiligkeit in anderen Bereichen, so z.B. die Kleinkönigtümer im altbabylonischen HaburDreieck oder am Unterlauf des Ḫābūr in mittelassyrischer Zeit. Im dritten Teil, Historische Geographie – Methodologien, sind verschiedene systematische Überlegungen versammelt: Sie befassen sich einerseits mit Aspekten moderner Siedlungsund Wirtschaftsgeographie und ihrer Übertragbarkeit auf antike Befundsituationen. Andererseits werden Probleme der Anwendung scheinbar exakter mathematischer Methoden auf Fragestellungen der historischen Geographie hinterfragt. Am Beispiel des mittelassyrischen Landes Mari schließlich wird die antike Einschätzung und Erinnerung an geopolitische Vergangenheit und ihre moderne Konfiguration modellhaft illustriert. Der Aufbau der bilateralen, deutsch-französischen Forschungskooperation zur historischen Geographie Obermesopotamiens im 2. Jahrtausend wurde unterstützt und ermöglicht durch die Förderung des Projektes „Von Aššur nach Mari via Dur-katlimmu / D’Aššur à Mari en passant par Dur-Katlimmu“ im Rahmen des PROCOPE-Programmes von DAAD und EGIDE. Beide Institutionen stellten großzügig die Mittel für Studienaufenthalte und Arbeitstreffen der Kooperationspartner bereit. Für Gastfreundschaft und logistische Unterstützung danken wir: Collège de France und Fondation Hugot in Paris, der Freien Universität und dem Großforschungs-Verbund EC 246 TOPOI – The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations in Berlin. Für die Aufnahme des Bandes in die Reihe BBVO sind wir den Herausgebern der Reihe sehr verbunden. Für die arabischen Zusammenfassungen danken wir W. Alrez, für die englischen J. C. Johnson. Im Sinne einer wissenschaftlichen Mehrsprachigkeit und im Sinne des Programms empfinden wir die Begegnung unserer Sprach- und Denkkulturen als Bereicherung, Anregung und Anlass zur kritischen Reflexion über Begriffe und Darstellungsweisen. Der Band spiegelt diese Kultur der Mehrsprachigkeit in den Artikeln und Routinen wider. Wir hoffen und wünschen, dass diese ersten Ergebnisse gemeinsamer Arbeit an der Historischen Geographie Obermesopotamiens die wissenschaftliche Diskussion anregen. Nele Ziegler und Eva Cancik-Kirschbaum Paris und Berlin im März 2009.

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Prolégomènes L'espace géographique entre Euphrate et Tigre, la Mésopotamie des Grecs, est central pour l'histoire du Proche Orient ancien. Aux différentes tentatives de contrôler l'ensemble de cette région de manière durable ont succédé des phases de fragmentation, d'éclatement et même de marginalisation. C'était à la fois une région de passage entre l'Est et l'Ouest, le Nord et le Sud, et une barrière entre des cultures régionales très variées. D'importants établissements citadins y côtoyèrent tout le large spectre d'habitat semi-sédentaire ou nomade. C'est la nature même de cet espace d'engendrer la possibilité d'une telle multiplicité culturelle, sociale ou politique, car il offre des conditions hétérogènes, avec des bassins fluviaux, des régions steppiques, des steppes désertiques, des montagnes moyennes, des zones de piémont et de hautes terrasses. Cet espace physique nie en tant que constante historique les limites entre époques et en même temps, lui aussi, a été soumis à des changements. Ceux-ci peuvent être dus à l'homme ou aux variations dans les conditions naturelles, qu'elles soient climatiques, géologiques ou hydrologiques. La confrontation permanente de l'homme avec son environnement peut être décelée par l'analyse historique et se manifeste dans la distribution de l'habitat, l'établissement des routes, dans la valorisation politique d'un territoire ou dans la gestion économique des ressources (agriculture, élevage ou exploitation de matières premières). L'histoire du II millénaire av. J.-C. illustre de manière exemplaire ces alternances d'exploitation et d'intérêt géopolitique. Il se pose alors la question de savoir comment cet espace et ses structures ont vécu à travers les siècles. Quelles furent les continuités et les ruptures? Les recherches archéologiques et épigraphiques ont pu mettre en évidence des habitats occupés pendant de longues périodes mais également des installations plus ou moins éphémères servant aux nomades, à l'agriculture ou au trafic caravanier. Pour de nombreux sites, les fouilles archéologiques ou les prospections ont permis de connaître les conditions concrètes de l'environnement, d'évaluer les distances, les possibilités d'accès à l'eau ou aux terres agricoles, au sel, bois, pierres, bitume ou autres. On a compris que le réseau d'occupations humaines en Haute-Mésopotamie s'est souvent constitué nouvellement et de manière semblable à travers le II millénaire. Les sources cunéiformes par contre remplissent les données archéologiques de vie: c'est elles qui donnent des noms aux paysages, régions, cours d'eau, villes et hameaux. C'est elles qui renseignent sur la taille et la composition des populations, la place politique et l'exploitation concrète des ressources. Pour les recherches sur l'histoire de la Haute-Mésopotamie, une meilleure compréhension de toutes ces conditions environnementales, – donc la géographie historique entendue au sens large – est impérative. Pour l'instant, il existe un certain nombre de points fixes dans ce réseau de coordonnées, mais ils ne peuvent pas faire oublier le fait que le nombre de toponymes vaguement localisables sur une carte et le nombre de tells sans nom antique est infiniment plus grand. La tentative d'identification de sites et la volonté d'attribuer des noms anciens à des ves11

tiges archéologiques a accompagné l'assyriologie dès ses débuts. Mais la Haute-Mésopotamie n'a pas joué un rôle de premier plan dans cette recherche. Pour l'histoire de l'Empire assyrien, ce fut la délimitation des provinces qui focalisa l'intérêt des chercheurs; pour l'époque paléobabylonienne, ce fut l'Euphrate comme zone de passage, voire d'intrusion entre l'Anatolie et la Mésopotamie du sud. La Djézire, cette «île» entre les deux fleuves, n'a préoccupé les chercheurs que depuis l'intensification des activités archéologiques en Syrie. La géographie historique appliquée au Proche-Orient ancien représente donc un désideratum de la recherche fondamentale sur la Haute-Mésopotamie, et pas seulement en ce qui concerne le II millénaire.

Ligne conductrice Réunir les analyses archéologique et textuelle fut l'idée conductrice d’une coopération francoallemande concernant la géographie historique du II millénaire. Celle-ci a débuté son travail en 2006 et les premier résultats sont rassemblés dans ce volume; un deuxième volume est en préparation. Les contributions se concentrent sur les deux époques historiques pour lesquelles nous possédons une documentation suffisamment diversifiée et importante: l'époque des rois de Mari, soit le 18 siècle av. J.-C. et l'époque impériale des rois d'Assur, soit la deuxième moitié du II millénaire. L'avancement dans l'analyse des textes des archives paléo-babyloniennes de Mari et des textes médio-assyriens provenant d'Assur et de villes plus occidentales comme Dur-Katlimmu démontre clairement l'importance de cette région de passage pour leurs structures politiques et économiques respectives. Cette importance se reflète dans des continuités comme par exemple la toponymie ou dans les stratégies politiques pour structurer l'espace. Dans ces deux phases historiques qui nous intéressent, la Haute-Mésopotamie fut soumise à la fois à des forces centralisatrices et à des mouvements de fragmentation. Les fouilles d'Assur sur le Tigre et de Mari sur l'Euphrate ont mis au jour dans ces deux villes des milliers de documents cunéiformes. L'intensification de l'activité archéologique dans la Djéziré et dans la région du Habur a mis au jour de nombreux sites importants, augmentant nos connaissances et parfois de manière étonnante. Les corpus de textes d'époque paléobabylonienne ou médioassyrienne offrent des perspectives divergentes, même s'ils permettent d'établir certaines constantes – certainement conditionnées par la nature de l'espace. Ces sources jettent une lumière sur une même région, – la Haute Mésopotamie du Bronze Moyen et Récent – depuis des horizons diamétralement opposés. Nous avons rencontré dans nos discussions une série de problèmes-types, qui caractérisent la confrontation de données textuelles et archéologiques, et qui ne se limitent pas à la Haute Mésopotamie. Énumérons-en quelques-uns: – Comment estimer l'importance d'une ville grâce aux seules mentions textuelles? Quelle conclusion tirer de la fréquence de mentions écrites, voire l'absence de mentions? – Comment apprécier des changements de noms ou des homonymies, notamment la « toponymie en miroir »? – Est-ce que des centres d'importance politique sont nécessairement des ruines importantes? Pourquoi a-t-il été parfois impossible dans des prospections de retrouver les traces archéologi12

ques d'une installation alors que le site était mentionné dans des textes et que son occupation a pu ensuite être confirmée lors de fouilles? Comment apprécier les résultats des prospections pour les diverses phases de la recherche archéologique? – Quel degré de certitude ont les distinctions effectuées entre les cultures matérielles locales et régionales, voire suprarégionales? – A partir de quelle taille une installation humaine peut-elle être appréciée dans des catégories archéologiques? – Et pour finir: à partir de quel moment l'identification d'un site est-elle assurée? Nous sommes conscientes du fait que notre concentration sur les deux époques historiques pré-citées n'exploite pas toute la documentation disponible. Nous n'avons pas pris en compte les données paléoassyriennes ni poussé nos recherches vers l'époque des souverains de Hana. La même chose vaut pour l'hégémonie mittanienne ou les cultures locales hourrites ou du Moyen Euphrate. Mais notre façon de faire nous paraît – au vu de la documentation actuellement disponible, – productive. Dans un deuxième temps, nous envisageons d'inclure les données d'autres corpus laissés de côté jusqu'à présent. Les identifications de sites, la localisation plus ou moins précise de toponymes et la délimitation d'espaces présentées ici restent des hypothèses de travail qui seront confirmées ou infirmées grâce à des données nouvelles qui ne tarderont certainement pas à apparaître.

L'organisation du volume Les contributions rassemblées dans ce volume sont autonomes et mettent l'accent sur des aspects très divers, réflétant ainsi la multitude des sources, des approches méthodologiques et des questionnements. Elles se concentrent sur la région du Habur ainsi que du Moyen et Haut-Euphrate. À côté de recherches sur des données textuelles et archéologiques, il y a des études concernant la géographie de terrain et des réflexions sur la géographie historique et l'archéologie topographique et environnementale. Les contributions ont été regroupées autour de trois champs thématiques. Les contributions de la première partie, Le Habur – centre et lieu de passage, se focalisent sur l'histoire régionale complexe de cette rivière et de ses affluents. La région du Habur est aujourd'hui particulièrement bien connue et peut être abordée sous des angles aussi variés que la géographie du peuplement, l'archéologie et la philologie. Il faut souligner néanmoins que c'est seulement depuis peu que cette région s'est retrouvée au centre des recherches – et pas seulement grâce à l'avancement dans l'exploitation des archives de Mari. Or, en ce qui concerne les recherches sur l'Assyrie, cette région a été trop longtemps négligée et n'avait pas été estimée à sa juste valeur, malgré son importance évidente pour la politique impériale assyrienne. On opposera la structure politique de ces grands ensembles politiques à celles prévalant dans le même territoire morcelé, comme celui des petits royaumes paléobabyloniens dans le triangle du Habur ou les « royaumes en miniature » de l'époque médio-assyrienne sur le cours du Habur. 13

Dans la deuxième partie, L’Euphrate et le Tigre – zones frontalières, nous avons rassemblé des études sur la région du Moyen Euphrate, qui, périodiquement, joua un rôle de frontière. Or, il nous paraît évident que nous n'avons pas affaire à l'établissement statique et durable d'une ligne de séparation, mais que la limite entre «intérieur» et «extérieur» a dû être renégociée constamment. Cela peut être démontré particulièrement bien pour les empires territoriaux avec leurs phases d'extension ou de rétrécissement, et peut être observé aussi bien pour celui de Samsi-Addu que pour celui d'époque médio-assyrienne. Les frontières de ces constructions politiques ont été situées par les chercheurs selon l'état de la documentation de manière très variable. Lorsqu'on adopte une perspective diachronique, on constate des différences remarquables entre des zones de frontières mises en valeur ou au contraire délaissées. C'est notamment grâce à la multiplication des fouilles de sauvetage suite à l'expansion de l'agriculture dans le bassin fluvial ou à la construction de barrages que notre connaissance de ces régions euphratiques et de leur histoire a pu augmenter. Des réflexions systématiques sont réunies dans la troisième partie du livre, La géographie historique – approches méthodologiques. Les contributions traitent d'un côté de l'application à nos données antiques de disciplines modernes, comme la géographie du peuplement ou l'économie du territoire, et examinent d'autre part les problèmes posés par l'utilisation de méthodes relevant des sciences exactes au domaine de la géographie historique. Par ailleurs, la vision antique et la mémoire d'un passé géopolitique peuvent être examinées de manière exemplaire grâce au cas du « Pays de Mari » de l'époque médio-assyrienne. Notre coopération bilatérale franco-allemande sur la géographie de la Haute-Mésopotamie a été rendue possible grâce au financement de notre projet-Procope « D'Ashur à Mari en passant par Dur-Katlimmu / Von Assur nach Mari via Dur-Katlimmu » par les institutions françaises et allemandes EGIDE et DAAD. Elles ont permis de financer les séjours des chercheurs dans le pays partenaire pour des recherches et des tables rondes. Nous remercions également le Collège de France, la Fondation Hugot et la Freie Universität pour la générosité de leur accueil et leur soutien logistique ainsi que l'UMR 7192 (CNRS) et le cluster d'excellence EC 246 TOPOI – The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations à Berlin pour leur soutien logistique. Nous sommes par ailleurs très reconnaissantes aux directeurs des Berliner Beiträge zum Vorderen Orient d'avoir accepté ce présent volume dans leur collection. Dans le cadre de ce projet bilatéral franco-allemand-PROCOPE, qui se fonde sur l'idée d'un multilinguisme scientifique, il nous est apparu que la confrontation de nos cultures de pensée représentait un enrichissement, qui nous poussait à réfléchir de manière plus critique sur des termes ou des représentations mentales. Ce volume reflète ce multilinguisme dans ses articles et synthèses. Nous espérons que notre collaboration fructueuse continuera et produira de nouvelles connaissances pour l'histoire de cette région qui nous tient à coeur. Eva Cancik-Kirschbaum et Nele Ziegler Paris et Berlin, mars 2009

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Ḫābūr – Zentrum und Durchgangsraum Le Habur – centre et lieu de passage